Das irritiert. ... Wo kommt plötzlich Zeit her !!?? ... Eigentlich sämtliche fühlbar nah-erinnerbare Lebenszeit habe ich verbracht mit Hetze zwischen Telefon, Kindern, Computer und sonstigen finanziellen oder umzugsplanerischen oder welchenauchimmer dringenden Planungen für Familie und Job. Und irgendwo so nebenher den Haushalt, Einkaufen, Kochen - kennt man ja. Einzige Erholung Geschäftsreisen und Auswärtstermine. Endlich mal drei Stunden im Auto nach Stuttgart in denen ich MEINE Musik anhören konnte. Oder ein "ich muss nichts tun, denn ich kann grade gar nichts tun" einstündiger Fußgängerzonenbummel nach dem Meeting in Köln vor Abfahrt des Zuges. Oder eine abendliche Kneipensession in Berlin. Rückflug aus Kostengründen nächster Morgen. Oder ... .

Seit einem halben Jahr nun plötzlich nachmittags - würde sagen, exakt seit die Kleine vier geworden ist im Herbst - die Frage: Was tun?? Die bezahlte Arbeit ist gut vertretbar vormittags gemacht. Da hat sich soweit alles sehr gut eingespielt. Übliche Freelancer-Chaos-Schwankungen mal ausgenommen, aber die gehören halt dazu. Genau die richtige Menge Kunden zur Zeit wieder, nicht zu viel, nicht zu wenig. Läuft es bei einem mal ein bisschen zäher mit den Themen, ruft auch bald der Nächste an oder etwas ganz Neues tut sich nach ein paar Anrufen auf. Wieder mehr Schreiben. Wunderbar. Verdienst dabei genau so viel, wie ich haben möchte um unseren Lebensstandard nett zu halten. Nicht mehr (freut sich nur das Finanzamt über die Steuern und ich quäle mich dafür mit mehrmehrundimmernochschneller), nicht weniger.

.. und eben vor allem nachmittags plötzlich das Mysterium ZEIT !! Trotz Kindern nach meiner Arbeitsphase ab zwei zu Hause: ZEIT!! Spielende, bastelnde Kinder, Freunde da. Zimmertüre oft zu. Mal rein, mal raus, mal was zu trinken oder eine Frage, ein paar Mama-Chauffeurs-Tätigkeiten zu Auswärtsaktivitäten. That's it. - ZEIT!! Hätte mich vor einem Jahr einer gefragt, was das ist. Keine Ahnung. Übrig haben kann man es zumindest nicht, war ich mir sicher.

Und jetzt lacht mich ruhig aus: Aber ich bin in den letzten Monaten nachmittags erst einmal völlig orientierungslos hier rumgerannt und habe chronisch versucht, mir Arbeit zu MACHEN !! .. So wenig war ich das gewöhnt seit Jonas Geburt vor achteinhalb Jahren. Dieses komische Mysterium: ZEIT ...

... erst langsam entdecke ich wieder Filme, Bücher, Sport, mal die Gitarre in die Hand nehmen, zusammen mit dem Großen, der jetzt auch Gitarre lernt. Was da halt früher mal so war. Und soweit es eben geht. Zu Hause sein muss ich schon noch die meiste Zeit. Kinderbetreuung ist nach wie vor knapp. Aber ganz seltsames Gefühl. Dort. ZEIT!! .. zum endlich wieder Französisch lernen (Beginn Februar), Tennis spielen lernen (Beginn: vor Kurzem), mal jemand auf nen Tee einladen, Mitlesen auf irgendwelchen politischen Diskussionslisten, etcetc. Seltsamseltsam. ... Gabs da wirklich mal Dinge, die einen interessiert haben außer Job & Kinder!? Kommt mir vor wie aus einem anderen Leben, das ich grade wieder neu entdecken darf ;))