OhBehave - 18. Jan, 01:02

Nun ...

was will man denn erwarten von einer Gesellschaft in der Sendungen wie "Die Supernanny" Quotenhits sind? Ich hab zwei Folgen dieser Sendereihe gesehen und war geschockt! Nicht so sehr geschockt über die Wutausbrüche der gezeigten Kinder, sondern vielmehr das ja in allen Fällen so krass sichtbar war, daß die Eltern (in erste Linie die Mütter) emotional kaum noch Bezug zu ihren Kindern hatten. Die Problemkinder wurden faktisch abgelehnt. Ich bin selbst Vater von zwei Töchtern (8 u. 5) - für mich erschreckend und nicht mal ansatzweise nachvollziehbar, wie es zu solch einer emotionalen Verarmung einer "Mutter(Vater) - Kind"-Beziehung kommen kann. In den beiden Fällen waren die gezeigten Mütter jeweils alleinerziehend und wohl ohne Opa/Oma-Background. Sicherlich ein sehr schweres Los, was oftmals zu Überforderung und Verzweiflung führen kann, aber soweit, dass ich meine Kinder faktisch "ablehen" ... *schüttelt den Kopf*
Und die absoluten Extrembeispiele dieser Ablehnung ("Kinderverwahrlosung") ging ja nun leider in den letzten Wochen nur zu ausführlich durch die Presse.
Und selbst wenn ich jetzt Gefahr laufe zu sehr zu verallgemeinern, warens halt immer Fälle aus sozial schwächeren Familien. Somit ist er dann mal wieder perfekt - Der Teufelskreis:
Sozial schwache Herkunft, zerrüttete Familien fördert Verhaltenstörungen bzw. Auffälligkeiten bei Kindern, diese Kinder werden auf Haupt/Sonderschulen "abgeschoben" bekommen dadurch keine ausreichende Förderung um diesen Kreislauf zu durchbrechen und führen selber wieder ein Leben im unteren Sozialen viertel. Bekommen dann selber wieder Kinder ...
Ok! das war etwas plakativ und stark vereinfacht. Ich bin aber überzeugt, daß hier angesetzt werden muss. Ganztagsschulen gerade für Kinder, die zuhause einfach nicht die notwendige Unterstützung bei z.B. den Hausaufgaben erhalten können. Die Schulen müssen mehr Mittel aber auch mehr Verantwortlichkeiten auferlegt bekommen, was das Erreichen von Lehrnzielen betrifft.
Leistungskontrolle auch für Lehrer bzw. die Lehranstalt ansich!

Aber bei aller Gesellschaftskritik muss genauso klar gesagt werden:
Die grundsätzliche Verantwortung für das Wohl der Kinder kann (im Normalfall) nur bei den Eltern liegen. Die Eltern entscheiden sich DAFÜR Kinder zu zeugen. Sie werden nicht von Opa und Omas in spe dazu gezwungen. Auch der Staat zwingt seine Bürger nicht zum Kindermachen.
Von daher kann man es als wünschenswert herausstellen von der Gesellschaft unterstützt zu werden bzgl. Kindererziehung. Es kann aber nicht dazu führen daß Eltern, ihrer Kinder überdrüssig, sich hinstellen und sagen: "So Gesellschaft, da sind meine Kinder, jetzt mach mal!"

Webcat72 - 18. Jan, 09:04

Ganz ehrlich ...

... ich kenne keinerlei Eltern, die das bewußt tun. Dagegen jede Menge Leute, die Elternschaft und Eltern mit derartigen Erwartungen überfrachten, dass Eltern daran scheitern - und s. Supernanny, sehe ich übrigens genauso kritisch, an dem Druck so sehr zerbrechen, dass sie jede Verantwortung innerlich abzuwehren versuchen - oder sich gar nicht erst trauen, Eltern zu werden.

Wobei die Supernanny, noch eine andere Dimension hat: ich habe da zwar nur mal früher reingezappt, da wir inzwischen keine privaten Programme mehr haben. Ich glaube aber in den meisten Fällen gar nicht, dass den Leuten ihre Kinder gleichgültig sind. Viele von Ihnen scheinen nur keine Idee zu haben, was Kinder eigentlich brauchen, und sind total hilflos - vielleicht da sie das als Kinder auch nie kennengelernt/erhalten haben. Und das beginnt schon bei einem halbwegs strukturierten Tagesablauf und ein paar verläßlichen Absprachen, wie die Familie funktionieren kann, schockierenderweise !!
OhBehave - 18. Jan, 10:27

gut argumentiert! da muss ich meine zu negative Position wohl etwas "aufweichen".
Webcat72 - 18. Jan, 10:50

Das freut mich wirklich sehr! ...

Bei der Supernanny & Co habe ich übrigens selbst einen weiten Weg hinter mir - einschätzungsmäßig. Zuerst fand ichs spontan gruslig, dann habe ich begonnen, mir zu überlegen, was eigentlich so gruslig ist ... und fand, das sind an sich noch mehr die Ursachen für die Notwendigkeit als die Existenz ... die Sendungen selbst bemühen sich ja sehr darum, machbare Pädagogik im Rahmen der Vereinfachung nach TV-Bedürfnissen rüber zu bringen. Vieles ist natürlich immer Geschmackssache ... . Trotdem, wenns ein paar zuschauenden Familien helfen würde?? Ist allerdings fraglich, obs die kritischen Fälle wirklich trifft ... oder es wie immer nur die verstehen, die es sowieso schon im Griff haben mehr oder minder ... dann wäre es an sich nur Voyeurismus ... weiss nicht ...
OhBehave - 18. Jan, 12:56

Voyeurismus ...

in gewisser Form spielt das wohl auch ne Rolle. Ich würds mal "sich selber besser fühlen"-Voyeurismus nennen. Das kommt ja so gut wie immer, wenn man Eltern über diese Sendung reden hört: "Na zum Glück ist bei uns bei Weitem nicht so schlimm wie neulich bei der Supernanny". *Trostpflaster rüberreicht*
Ich denk auch in Familien wo Sätze wie "Dschakkeline! Komm sofort bei die Desiree und dem Dschastin bei! Aber flott!"[1] zu hören sind und wo "Supernanny" wohl nicht spontan buchstabieren werden kann, wachsen Kindern heutzutage noch behütet auf!
Nur nicht verallgemeinern!

[1] ausgeliehen bei Nessy
Webcat72 - 18. Jan, 13:29

*lol*

da muss ich spontan an frühere Nachbarn denken, wo das Kind eisern und lautmalerisch "Iwonne" (! mit hörbarem e!) gerufen wurde ;-)

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