Köppnick - 22. Jan, 19:08

Wenn sich die Gelegenheit ergibt,

werde ich das Buch sicher auch lesen. Da der Aufschrei über Evas Äußerungen so groß war/ist, muss sie einen oder mehrere Nerven der Gesellschaft getroffen haben. Es fragt sich nur, welche: Die Angst der Frauen (und vielleicht auch der Männer?), es könnte etwas dran sein. Die Befürchtung, die Gesellschaft könnte in großen Teilen noch so denken oder die Angst, sie könnte sich wieder in die Richtung entwickeln. Derzeit sieht es nämlich auf der Welt so aus, dass die Geburtenraten in Gesellschaften, in denen die Frauen nicht wirklich gleichberechtigt sind, größer sind als in unserer. Das bedeutet, es muss wirklich etwas geändertwerden bei uns. Nur in welche Richtung soll das gehen? Evas Antwort ist eine, die nur wenigen bei uns gefällt.

Aber der zentrale Konflikt bleibt uns noch lange erhalten: Auf der einen Seite haben Männer und Frauen bzgl. der Biologie (=des Kinderkriegens) unterschiedliche Rollen (und unterschiedliche Interessen), an denen sie nichts ändern können, und die Menschheit braucht Kinder, da alle Menschen sterblich sind. Auf der anderen Seite wird in unserer tollen Gesellschaft, dem Kapitalismus, alles in Geld umgerechnet und an seinem monetären Wert gemessen. Lösungsmöglichkeiten für diesen Konflikt? Kinder in Fabriken produzieren oder Kapitalismus abschaffen. Beides wird so schnell nicht Realität werden.

Webcat72 - 22. Jan, 19:36

Kreativ, schräge Denkansätze wie immer :) ... das mit dem alles monetär messen glaube ich allerdings nicht (grade wieder Studien gelesen, dass nicht mal die Wirtschaft so läuft bzgl. Motivationen, geschweige denn das Private... auch wenn es alle denken, wollen und behaupten ...).

Ich stehe eher auf Seiten der Geburtenrückgang-Theoretiker, die argumentieren, dass viele vor der Elternschaft, gerade auch Mutterschaft zurückschrecken, weil die in Ex-Dikaturen wie D oder Spanien immer noch mit dem angstmachenden, hehren, perfekten Mutterbild/Elternbild überfrachtet ist. Und da jeder intelligente Mensch weiss, dass es so hehr und perfekt nicht ist ... sollte man zumindest wissen, dass man bei der Geschichte auch im Alltag zu zweit ist ums sich zuzutrauen ... . In so fern finde ich Frau Hermans Buch übrigens eher kontraproduktiv, da sie ja auch voll in diese weltfremde Madonnen-Altruismus-Schiene keilt ...

Was den Nerv der Zeit angeht, natürlich, den trifft sie genau, s. mein Satz zum Marketing und siehe diese Ausführungen zur Madonnen-Mutter, die immer noch in den Köpfen spukt. Angst vor Regression unserer Gesellschaft: ja, das ist meine Angst, wenn ich solchen Quark lese. Dass meine - so wie es sich derzeit anlässt wohl doch eher kluge und powergeladene - kleine Tochter irgendwann wieder ausschließlich am Herd landet. Und mein sanfter Sohn einen Alleinernährerdruck haben wird, der ihm sicher genau so wenig liegt.
Köppnick - 23. Jan, 06:08

Alles wird monetär gemessen: Der Aufschrei wegen Eva Herrmanns Vorschlägen ist doch deshalb so groß, weil man die den Frauen zugemessene Rolle als minderwertig gegenüber der der Männer sieht. Worin besteht aber der Unterschied? Erwerbsarbeit außerhalb der Familie wird bezahlt, die Arbeit innerhalb der Familie nicht. Beide Tätigkeiten sind aber für den Erhalt der Familie notwendig. Psychologisch aber wird jetzt gesehen, dass sich die Frauen durch diese "Familien"rolle in ein Abhängigkeitsverhältnis zu den Männern begeben, von diesen bezahlt werden. Wäre die Rolle des Geldes eine andere als in unserer Gesellschaft (also ein reines Tauschprodukt), dann würde man das nicht so sehen. Denn die Männer befinden sich in der Zweierbeziehng ja ebenfalls in Abhängigkeit, weil sie ohne die Arbeit im Haus, an und mit den Kindern nicht existieren könnten. Es ist ausschließlich die Fixierung auf die Rolle des Geldes, die unsere heutige Sicht auf die Wertigkeit der einzelnen Tätigkeiten bestimmt.

Welche seltsame Blüten das treibt, kann man an sehr vielen Stellen der Gesellschaft sehen: Kinder leisten ebenfalls Arbeit, man nennt das Lernen oder Spielen. Und ganz merkwürdig verzerrt sich unsere Wahrnehmung, wenn wir Lehrlinge und Studenten miteinander vergleichen: Lehrlinge erhalten Geld, das Lehrlingsgeld, Studenten hingegen sollen welches bezahlen, die Studiengebühr.

Die Ursache ist, da wiederhole ich mich, der Kapitalismus. Der beurteilt Tätigkeiten danach, welchen Zins man mit ihnen erwirtschaften kann. Alle übrigen Arbeiten werden zähneknirschend über den Umweg der Politik und der Familie mit bezahlt, weil man sich sonst der Möglichkeit beraubt, in der Zukunft Profit einzustreichen. Und diese Beurteilung strahlt auf jeden Einzelnen aus, Kinder werden zu Kostenfaktoren, sie bringen kein Geld, sondern kosten welches. Der Westen stirbt aus, weil er den Kapitalismus verinnerlicht hat.
Webcat72 - 23. Jan, 09:15

Ganz ehrlich: Ich seh die den Frauen zugeteilte Rolle in erster Linie als zu einseitig und langweilig, nicht als minderwertig da unbezahlt. Ich weiss nicht, wer von unseren Lesern hier schon mal versucht hat, ein Jahr nur mit Kindern zu Hause zu sitzen und ab und zu mal schwimmen zu gehen, oder sie zum Sport zu fahren. Ich finds tödlich. ... und wie gesagt, ganz viele moderne Motivationsstudien für menschliches Handel bestätigen: monetär ist nur einer von vielen Motivationsaspekten. Ein Deutscher hat dafür sogar den Wirtschaftsnobelpreis bekommen. .

.. und im Gegensatz zu Hermans Theorie behauptet in unserer Gesellschaft nun mal kein Mensch, Mütter müssten arbeiten. Im Gegenteil: ich erlebe am eigenen Leib immer wieder dass arbeitende Mütter in Wirklichkeit immer noch häufig angefeindet werden. Die die zu Hause bleiben werden doch schon längst zu den selbstlosen Heldinnen a la Herman hochstilisiert. Sie bläst da doch nur in das Horn, das ohnehin schon längst tutet. Daher verkauft sie sich so gut. Ich nehme den Kampf anders war: Wir müssen immer noch um unser RECHT kämpfen, berufliche Ambitionen haben zu dürfen.

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