Ganz offensichtlich. Als ich gestern Abend in Ermangelung geeigneter Bilder
(Anfrage ist inzwischen netterweise genehmigt, aber ich komme nicht hinterher :-), versucht habe, meinen derzeitigen Seelenzustand stattdessen in Worte zu packen, habe ich dem heutigen Wetter schon vorgegriffen. Diagnose: Tauschneesülze im Hirn, Wortsülze auf dem Schirm. Alkohol konnte nicht schuld sein, da hatte ich keinen intus. Außer die gruslige Halbfertig-Käsesoße wär irgendwie gedopt gewesen, aber das hätte ich ja wohl an den Kindern bemerkt !?
Um so schlimmer. Alkohol wäre
dafür: eine klasse Ausrede gewesen !-)
*brrrrr*schüttel*
Raureif auf winterentlaubten Bäumen über Hügeln. Ein paar Höfe. Orangerosa Licht über allem. Ich sehe diese Landschaft und denke: ich muss mich jetzt freuen, wie wunderschön es hier ist.
Dabei denke ich an Dinge, die ich gerne erledigen würde und wie schön es wäre, heute abend auf irgendein Arbeitskreis-Treffen zu gehen und ein bisschen zu networken.
Ich sitze im Wohnzimmer und beobachte die Kinder beim Spielen, da die Kleine winselt, sobald ich versuche den Raum zu verlassen. Ich denke mir: Jeder der so süße, gesunde Kinder hat, muss vor Glück übersprudeln.
Dabei denke ich an meinen Text für einen Kunden, den ich jetzt eigentlich fertig schreiben könnte.
Ich lege das Diensttelefon aus der Hand und schmeiße kurz eine Ladung Wäsche in die Maschine. Sicher ist, ohne diese Möglichkeiten, die mir das Arbeiten zu Hause bietet, könnte ich niemals das ganze Pensum schaffen.
Dabei überlege ich, wie es wäre, gerade jetzt in einem Meeting zu sitzen, wo es um richtig viel Geld geht und je komplizierter das Thema und je verfahrener die Situation, um so aufregender.
Ich spreche mit den Eltern der Schulkameraden meines Sohns, gerade kam die Einladung einer Nachbarin zum Abendessen - und denke mir: Die sind alle so total nett. Du hast allen Grund dankbar zu sein, dass Du diesen Sommer hier gelandet bist.
Und weiß, dass ich wieder über tausend Dinge reden werde. Nur nicht über all die „langweiligen“ Tabu-Themen wie Politik und Medien und ähnlichen Kram, die mir dauernd im Kopf herumgehen. Und jedem der es hören möchte freudestrahlend erzählen werde, wie wunderschön es ist, hier zu leben.
... Ich beobachte mich selbst, finde mich zum Kotzen undankbar und sehe: An irgendeiner Stelle hat mein Leben offenbar eine Abzweigung genommen, die mich von ihm entfremdet.