21
Jan
2007

Die Eva mit dem Bade auskippen

... steht für hoffnungslos übers Ziel hinausschießen ...

Eigentlich als Feindbild empfunden, wollte ich die Schmähschrift von Eva Herman "Das Eva-Prinzip" ja gar nicht lesen. Geschenkt bekommen von jemand die seitdem gediegen Minuspunkte bei mir hat, wollte ich es allerdings dann zumindest - in case of a visit - nicht mehr in Folie im Regal stehen haben, und habs gnädig mal ausgepackt und in meiner üblichen Sachbuchmanier in einer knappen Dreiviertelstunde quergelesen. Das reicht um die Grundargumentation zu durchleuchten, die zitierten Fakten sind eh immer dieselben, anders bewertet.

Fazit: Es ist nicht feindlich, es ist belanglos. Die Dame tobt sich aus in einer Welt des Kampfs gegen einen Feminismus den es seit den 70ern, Anfang 80ern so gelebt schon überhaupt nicht mehr gibt. Die neuen Generationen Mädchen tragen wieder selbstbewußt Glitzer und Rosa - und zwar bis zu den 20jährigen - klar, manchmal zu unserem Befremden, aber muss ja nix heissen (s. unten). Sie wollen wieder Weibchen sein - und manche auch kämpfen, was ich wunderbar finde.

Aber kein Wunder, dass Herman so viel Zustimmung bekommt. Sie liegt - leider - voll im Trend einer in Geld schwimmenden "ich heirate reich und zocked bei der Scheidung Kohle ab" Heimchen am Herd-Kaste, die jetzt ihr Ego aufpolieren will. Und als Marketing-Expertin kam sie daher ja auch erst jetzt mit "Mütter zurück an den Herd" aus der Deckung. Schließlich muss man ja als Mutter auch noch ein bisschen Geld verdienen und Interviews geben - so als Bestätigung, ne c'est pas;???

Leid tun mir die Männer, denen sie ja angeblich helfen will, ihr Ego wiederzufinden. Ihr Credo: "die Frauen sind sensibel und empathisch", die Männer kämpferische Trottel, die den ganzen Ernäherungsdruck eigentlich alleine haben wollen. Maximal Ich hab die ganze Zeit nur Kopf geschüttelt und mich gefragt, wie man die Dame aus ihrem 80er Jahre-Trauma in die Realität des Mannes, der sich wirklich gern auch mal um die Küche oder Kinder kümmern würde, kicken könnte.

So viel: Mein Handy ist pink. Ich liebe privat Miniröcke, dienstlich jedoch "die lt. Frau Supermama bösen" Hosenanzüge. Und ich habe zwei Kinder und eine PR-Agentur. Und ich bin der festen Überzeugung unsere Arbeitsstrukturen sind zu einem großen Teil schuld an dem fehlenden Nachwuchs, da familienfeindlich. Da für mich Mama und Papa mit genügend (Teil- und Heimarbeits)zeit - je nach Talent und Lebensvorstellungen - in geteilter Erziehungsaufgabe nach Hause gehören. Zudem teile ich ihre Abneigung gegen Kindertagesstätten nicht, weil meine Erfahrungen damit bei beiden Kindern super waren. Und ich wahnsinnig viel von den "Erziehungsprofis" dort gelernt habe, die sie ja nur in verächtlichen Anführungszeichen schreibt.

Lebten Adam und Eva nicht in der Steinzeit - oder früher ;?? Und die Herman(n)-Sage is ja nu auch nicht mehr ganz taufrisch ...

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Waldorff - 22. Jan, 16:23


Webcat72 - 22. Jan, 19:39

Sachen gibts ?? HERMAN war wohl ein besserer herkulischerer, kämpferischerer "Brand" als Frau Feldhase und dann noch ein bisschen karriererund modernisiert aufgepeppt .... ? - Aber an der Scheidung waren ja auch sicher die bösen Feministinnen schuld, die das arme kleine Evchen verblendet hatten, und daran knabbert sie heute noch - s. 80er Trauma ;??
Gregor Keuschnig - 23. Jan, 12:38

Was hat der...

geänderte Namen mit Hermans Thesen zu tun? Nichts.

Interessant, was da so hineininterpretiert wird.

Ich finds suspekt, wenn erwachsene Menschen in drei Sekunden ad hominem "argumentieren".
Webcat72 - 23. Jan, 14:01

klar sagt der etwas. Nämlich: sie ist eine super Selbstvermarkterin.
cappuccina - 22. Jan, 18:12

neuerdings kommentiert Frau H.....

auch über die Grenze aus dem Zusammenhang gerissene Äußerungen einer frischgebackenen österreichischen kinderlosen(pfui Teufel!) Familienministerin! Na, herzlichen Dank für die Wortspende!

Welcher Mann hat dieser Frau das Podium für ihren ewig gestrigen Schwachsinn ermöglicht?

Webcat72 - 22. Jan, 19:49

DAnke für den Recherchetipp. Du meinst DAS . Das ist ja bodenlos. Österreich ist das eine. Das andere, dass sie Ursula von der Leyen darin vorwirft, nicht zu Hause zu sitzen. Und sich dann bei Merkel, da doch zu mächtig wenn gegen sie noch ein bisschen einschleimt. Und dann kommt das, nach dem Einwand des Interviewenden: "Aber Sie arbeiten ja selbst." Antwort Herman: "Ich habe mich entschieden, nicht mehr Karriere zu machen. Karriere zu machen ist etwas anderes, als zu arbeiten. Auch hier habe ich mich auf ein Minimum reduziert."

... möchte sie uns etwa Ihre Erkenntnis, dass zwar Ulrich Wickert als Mann vor der Kamera alt werden kann, sie als Frau aber nicht und ihre Karriere deshalb ohnehin wacklig wurde - und dass zweitklassige Quizshows als Alternative jetzt auch nicht ihre Erfüllung waren, weshalb sie sich frustriert zurückgezogen hat - wirklich und wahrhaftig als FREIWILLIGES MINIMUM verkaufen. Kurz und trocken gelacht.
Köppnick - 22. Jan, 19:08

Wenn sich die Gelegenheit ergibt,

werde ich das Buch sicher auch lesen. Da der Aufschrei über Evas Äußerungen so groß war/ist, muss sie einen oder mehrere Nerven der Gesellschaft getroffen haben. Es fragt sich nur, welche: Die Angst der Frauen (und vielleicht auch der Männer?), es könnte etwas dran sein. Die Befürchtung, die Gesellschaft könnte in großen Teilen noch so denken oder die Angst, sie könnte sich wieder in die Richtung entwickeln. Derzeit sieht es nämlich auf der Welt so aus, dass die Geburtenraten in Gesellschaften, in denen die Frauen nicht wirklich gleichberechtigt sind, größer sind als in unserer. Das bedeutet, es muss wirklich etwas geändertwerden bei uns. Nur in welche Richtung soll das gehen? Evas Antwort ist eine, die nur wenigen bei uns gefällt.

Aber der zentrale Konflikt bleibt uns noch lange erhalten: Auf der einen Seite haben Männer und Frauen bzgl. der Biologie (=des Kinderkriegens) unterschiedliche Rollen (und unterschiedliche Interessen), an denen sie nichts ändern können, und die Menschheit braucht Kinder, da alle Menschen sterblich sind. Auf der anderen Seite wird in unserer tollen Gesellschaft, dem Kapitalismus, alles in Geld umgerechnet und an seinem monetären Wert gemessen. Lösungsmöglichkeiten für diesen Konflikt? Kinder in Fabriken produzieren oder Kapitalismus abschaffen. Beides wird so schnell nicht Realität werden.

Webcat72 - 22. Jan, 19:36

Kreativ, schräge Denkansätze wie immer :) ... das mit dem alles monetär messen glaube ich allerdings nicht (grade wieder Studien gelesen, dass nicht mal die Wirtschaft so läuft bzgl. Motivationen, geschweige denn das Private... auch wenn es alle denken, wollen und behaupten ...).

Ich stehe eher auf Seiten der Geburtenrückgang-Theoretiker, die argumentieren, dass viele vor der Elternschaft, gerade auch Mutterschaft zurückschrecken, weil die in Ex-Dikaturen wie D oder Spanien immer noch mit dem angstmachenden, hehren, perfekten Mutterbild/Elternbild überfrachtet ist. Und da jeder intelligente Mensch weiss, dass es so hehr und perfekt nicht ist ... sollte man zumindest wissen, dass man bei der Geschichte auch im Alltag zu zweit ist ums sich zuzutrauen ... . In so fern finde ich Frau Hermans Buch übrigens eher kontraproduktiv, da sie ja auch voll in diese weltfremde Madonnen-Altruismus-Schiene keilt ...

Was den Nerv der Zeit angeht, natürlich, den trifft sie genau, s. mein Satz zum Marketing und siehe diese Ausführungen zur Madonnen-Mutter, die immer noch in den Köpfen spukt. Angst vor Regression unserer Gesellschaft: ja, das ist meine Angst, wenn ich solchen Quark lese. Dass meine - so wie es sich derzeit anlässt wohl doch eher kluge und powergeladene - kleine Tochter irgendwann wieder ausschließlich am Herd landet. Und mein sanfter Sohn einen Alleinernährerdruck haben wird, der ihm sicher genau so wenig liegt.
Köppnick - 23. Jan, 06:08

Alles wird monetär gemessen: Der Aufschrei wegen Eva Herrmanns Vorschlägen ist doch deshalb so groß, weil man die den Frauen zugemessene Rolle als minderwertig gegenüber der der Männer sieht. Worin besteht aber der Unterschied? Erwerbsarbeit außerhalb der Familie wird bezahlt, die Arbeit innerhalb der Familie nicht. Beide Tätigkeiten sind aber für den Erhalt der Familie notwendig. Psychologisch aber wird jetzt gesehen, dass sich die Frauen durch diese "Familien"rolle in ein Abhängigkeitsverhältnis zu den Männern begeben, von diesen bezahlt werden. Wäre die Rolle des Geldes eine andere als in unserer Gesellschaft (also ein reines Tauschprodukt), dann würde man das nicht so sehen. Denn die Männer befinden sich in der Zweierbeziehng ja ebenfalls in Abhängigkeit, weil sie ohne die Arbeit im Haus, an und mit den Kindern nicht existieren könnten. Es ist ausschließlich die Fixierung auf die Rolle des Geldes, die unsere heutige Sicht auf die Wertigkeit der einzelnen Tätigkeiten bestimmt.

Welche seltsame Blüten das treibt, kann man an sehr vielen Stellen der Gesellschaft sehen: Kinder leisten ebenfalls Arbeit, man nennt das Lernen oder Spielen. Und ganz merkwürdig verzerrt sich unsere Wahrnehmung, wenn wir Lehrlinge und Studenten miteinander vergleichen: Lehrlinge erhalten Geld, das Lehrlingsgeld, Studenten hingegen sollen welches bezahlen, die Studiengebühr.

Die Ursache ist, da wiederhole ich mich, der Kapitalismus. Der beurteilt Tätigkeiten danach, welchen Zins man mit ihnen erwirtschaften kann. Alle übrigen Arbeiten werden zähneknirschend über den Umweg der Politik und der Familie mit bezahlt, weil man sich sonst der Möglichkeit beraubt, in der Zukunft Profit einzustreichen. Und diese Beurteilung strahlt auf jeden Einzelnen aus, Kinder werden zu Kostenfaktoren, sie bringen kein Geld, sondern kosten welches. Der Westen stirbt aus, weil er den Kapitalismus verinnerlicht hat.
Webcat72 - 23. Jan, 09:15

Ganz ehrlich: Ich seh die den Frauen zugeteilte Rolle in erster Linie als zu einseitig und langweilig, nicht als minderwertig da unbezahlt. Ich weiss nicht, wer von unseren Lesern hier schon mal versucht hat, ein Jahr nur mit Kindern zu Hause zu sitzen und ab und zu mal schwimmen zu gehen, oder sie zum Sport zu fahren. Ich finds tödlich. ... und wie gesagt, ganz viele moderne Motivationsstudien für menschliches Handel bestätigen: monetär ist nur einer von vielen Motivationsaspekten. Ein Deutscher hat dafür sogar den Wirtschaftsnobelpreis bekommen. .

.. und im Gegensatz zu Hermans Theorie behauptet in unserer Gesellschaft nun mal kein Mensch, Mütter müssten arbeiten. Im Gegenteil: ich erlebe am eigenen Leib immer wieder dass arbeitende Mütter in Wirklichkeit immer noch häufig angefeindet werden. Die die zu Hause bleiben werden doch schon längst zu den selbstlosen Heldinnen a la Herman hochstilisiert. Sie bläst da doch nur in das Horn, das ohnehin schon längst tutet. Daher verkauft sie sich so gut. Ich nehme den Kampf anders war: Wir müssen immer noch um unser RECHT kämpfen, berufliche Ambitionen haben zu dürfen.
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